Geschichte der Homöopathie

Viele Menschen suchen heute nach Alternativen und Ergänzungen zur Schulmedizin. Auch der deutsche Arzt, Apotheker und Chemiker Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann, suchte vor rund 200 Jahren neue Wege bei der Behandlung von Patienten. Am 10. April 1755 als Sohn eines Porzellanmalers in Meißen geboren, studierte Hahnemann Medizin und Chemie in Leipzig und Wien. Anschließend ließ er sich als Arzt in Hettstedt nieder. Schon bald war Hahnemann unzufrieden mit den damaligen Therapien wie Aderlässe, Abführ- und Brechmittel, die häufig mehr schadeten als nutzten. Er gab seine Tätigkeit als Arzt auf und verdiente den Lebensunterhalt für seine Frau Henriette und die elf gemeinsamen Kinder mit medizinischen und pharmazeutischen Übersetzungen.

Hierbei fiel ihm auf, dass der schottische Arzt William Cullen in seiner Arzneimittellehre behauptete, die Wirkung der Chinarinde gegen Malaria beruhe auf einer Stärkung des Verdauungstraktes. Diese Erklärung überzeugte Hahnemann nicht, und er kam auf die Idee, die Wirkung des Medikaments am eigenen gesunden Körper zu testen. Einige Tage lang nahm er Chinarindenextrakt ein und notierte detailliert alle Symptome, die sie hervorrief: Fieber, Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Schwächeanfälle - alle Anzeichen der Malaria. Nach zwei bis drei Stunden klangen die Beschwerden ab und kamen wieder, sobald Hahnemann das Mittel erneut einnahm. Seine hieraus entwickelte Hypothese, dass „Ähnliches mit Ähnlichem” geheilt werden kann, prüfte er sechs Jahre lang an sich und seiner Familie. Die Resultate veröffentlichte er 1796 in der damals sehr bekannten Ärztezeitschrift „Hufelands Journal”. Heute gilt dieses Jahr als Geburtsstunde der Homöopathie. Das Wort stammt aus dem Griechischen und kommt von homoion = ähnlich und pathos = Leiden. Es bedeutet, dass eine Krankheit mit demjenigen Arzneimittel behandelt wird, das beim gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft. Hahnemann nannte das „Similia similibus curentur”, also „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt”. Seine fundamentalen Erkenntnisse erschienen im Jahr 1810 in seinem „Organon der rationellen Heilkunst”.

Ein wichtiger Grundsatz der Homöopathie ist die individuelle Betrachtung jedes Patienten als einmaliger, unverwechselbarer Mensch, der sich von allen anderen unterscheidet. Jeder erkrankt auf seine „persönliche” Art, und jeder benötigt sein „persönliches” Arzneimittel. Die Homöopathie versteht den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Und bei der Wahl des Mittels werden auch alle drei Aspekte berücksichtigt. Behandelt wird nicht ein Symptom, sondern der ganze Mensch. Krankheit entsteht laut Homöopathie durch eine gestörte Lebensenergie. Ist diese wiederhergestellt, wird der Mensch gesund.

Hahnemanns Veröffentlichungen waren eine Sensation. Bis dahin hatte gegolten, dass ein Patient, der an bestimmten Krankheitssymptomen leidet, ein Mittel bekommt, das diese beseitigt. Kein Wunder also, dass Hahnemann, dessen Persönlichkeit schon vorher umstritten war, jetzt noch heftiger attackiert wurde. Rüttelte er doch an bis dato nicht hinterfragten Grundsätzen. Doch es gab auch andere Ärzte, die wie Hahnemann selbst nach neuen Wegen suchten. Sie unterstützten ihren Kollegen und gründeten 1829 den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte. Hahnemann nahm seine medizinische Praxis wieder auf und behandelte seine Patienten homöopathisch. Nach dem Tod seiner Frau Henriette (1830) übersiedelte Hahnemann 1835 nach Paris, wo er nochmals heiratete und bis ins hohe Alter praktizierte. Er starb am 2. Juli 1843. Mit der Inschrift auf seinem Grabstein „Non inutilis vixi” - „Ich habe nicht umsonst gelebt” hat Hahnemann Recht behalten.