„Was kann ich denn gegen meine Angst tun?“
Eine der häufigsten Fragen in meiner Praxis. Meine Antwort lautet: „Nix.“
„Hä?! Aber deswegen bin ich hier!“
„Ich weiß! Besser ist die Frage, was kann ich MIT der Angst oder FÜR die Angst tun.“
Jede gefühlte Emotion hat eine Funktion, auch die Angst. Gerade sie rackert sich oft mächtig ab, um dich zu beschützen oder aufmerksam zu machen. Und zwar auf das, was HINTER der Angst steht. Zum Beispiel Trauer oder Wut.
Wenn du nun immer wieder vor deiner Angst wegläufst oder sie zu überdecken versuchst, geschieht Folgendes: Sie kommt wieder. Und zwar mit Verstärkung. Bis du sie annimmst. Mehr will deine Angst gar nicht! Sie möchte gefühlt und angenommen werden. Und das bedeutet keineswegs, dass du sie lieben musst.
Schau sie dir an, geh‘ um sie herum, bewundere ihre Form und Farbe, beginne ein Gespräch mit ihr. Darauf wartet sie. Oft schon seeehr lange. In dem Moment, in dem du dich ihr zuwendest, kann deine Angst schon kleiner werden, denn endlich, endlich hat sie deine Aufmerksamkeit. Und im weiteren Prozess gibt die Angst den Blick frei auf die Gefühle, die hinter ihr stehen und auf Heilung warten.
Wenn auch du deine Gefühle besser kennenlernen möchtest, schreib‘ mir eine Nachricht. Ich freu mich auf dich!
Qualverwandtschaften
Freunde kannst du dir aussuchen, deine Herkunftsfamilie nicht.
Warum erzähle ich dir das? Weil ich gerne mit einem weit verbreiteten Irrtum aufräumen möchte: Deine Familie, das sind DIE Menschen, die dir am nächsten stehen. Automatisch und ungefragt.
NEIN. Dem ist nicht so. An dieser Überzeugung festzuhalten, kann lebenslanges seelisches (und in der Folge oft auch körperliches) Leid bedeuten. Denn wenn diese Zugehörigkeit nicht spürbar ist, strengst du dich an. Weil du dazugehören möchtest. Ein zutiefst verständlicher Wunsch, der sich aber leider allzu oft nicht erfüllt.
Fühlst du dich in deiner Familie auch fremd? Unverstanden? Außen vor? Dann bist du in zahlreicher Gesellschaft. So viele Menschen haben das Gefühl, ‚aus Versehen‘ in ihrer Herkunftsfamilie gelandet zu sein. Wie sehr sie sich auch bemühen, sie fühlen sich ihr fremd. Und glauben am Ende auch noch, es wäre ihre ‚Schuld‘. Es ist aber vielmehr so, dass Familienbande NICHT automatisch Einigkeit, Harmonie und Unterstützung bedeuten.
Vielleicht hast du einen Beruf gewählt, der untypisch ist für deine Famile. Oder du hast den Ort verlassen, in dem alle anderen geblieben sind. Du hast dich gegen Kinder entschieden, im Gegensatz zu allen anderen.
Jeder wünscht sich die Liebe und Anerkennung der eigenen Familie. Wenn das partout nicht gelingen will, ist es absolut okay, wenn
– dir andere Menschen näherstehen als deine Familie.
– du bei Menschen außerhalb deiner Familie Unterstützung und Anerkennung suchst und findest.
– du den Kontakt zu deiner Familie auf ein Minimum reduzierst oder ganz einstellst.
– du dir immer wieder klarmachst, dass niemand Schuld hat.